Häufig gestellte Fragen zur Umweltpsychologie

Personen, welche die Umweltpsychologie nicht kennen, können sich im ersten Moment vielfach nichts darunter vorstellen. Die Antworten auf häufige Behauptungen und Fragen erklären die Umweltpsychologie einfach und knapp:

Reichen technische Lösungen aus, um Umweltprobleme zu bewältigen?
Technische Lösungen sind wichtig. Dennoch sind diese meistens darauf angewiesen, dass die Bevölkerung sie umsetzt oder anwendet. Dazu ist es zum Teil nötig, Gewohnheiten zu ändern. Vielfach muss zuerst auch genügend Akzeptanz geschaffen oder bestehende Normen geändert werden. Die Umweltpsychologie kann dazu beitragen, dass technische Lösungen Anwendung finden und mögliche Barrieren überwunden werden.

Verhalten kann man ausschliesslich durch Anreize und Verbote steuern – oder nicht?
Nein. Menschen reagieren zwar auf Anreize und Verbote, da diese die Konsequenzen des Verhaltens verändern. Belohnungen/Anreize (materiell, symbolisch, finanziell) sind im Umweltschutz weit verbreitet (Pfand, Steuererleichterungen etc.) und sind auch wirksam. Belohnungssysteme haben aber auch Nachteile: Es fallen permanente Kosten an und zudem erfolgt die Motivation für das Verhalten nicht mehr aus inneren Überzeugungen. Bestrafungen und Verbote erfordern zudem eine konsequente Kontrolle des individuellen Verhaltens und sind meist mit hohen Kosten verbunden. Zudem können Personen mit „Reaktanz“ (Widerstand und ggf. konträrem Verhalten), reagieren, wenn ein Verbot als ungerechtfertigte Einschränkung der persönlichen Freiheit wahrgenommen wird.

Information und Wissen führen zu Verhalten!?
Nein. Wissen kann an unterschiedlichen Orten ansetzen (Faktenwissen, Handlungswissen, Wirksamkeitswissen). Obwohl es nahe zu liegen scheint, dass mehr umweltbezogenes Wissen auch zu umweltfreundlichem Verhalten führt, zeigt die Überprüfung des Zusammenhangs ein anderes Bild: im Allgemeinen ist nur ca. 10% der Verhaltensvarianz durch Wissen erklärbar. Es ist zudem unklar, wie der kausale Zusammenhang von Wissen und Handeln zu verstehen ist. Es ist ja nicht nur denkbar, dass Wissen eine Voraussetzung für Handeln ist, sondern es ist auch anzunehmen, dass die ökologische Praxis zu einem differenzierterem Wissen führt.

Wie ist das Kosten/Nutzen-Verhältnis von psychologischen Interventionen?
Ein grosser Vorteil von psychologischen Interventionen ist, dass sie nachhaltig wirken. Oft wird dabei bei den Menschen die intrinsische und nicht die extrinsische Motivation verändert. Zudem ist der Einfluss der Intervention meist vielschichtig, so dass nicht nur eine einzelne Verhaltensweise angegangen wird. Auf der anderen Seite sind die Kosten für die Kontrolle des Einhaltens von Verboten nicht zu unterschätzen.

Wie kann man Akzeptanz für ökologische Steuerreformen, technische Innovationen etc. schaffen?
Gewisse strukturelle und marktwirtschaftliche Instrumente können das Verhalten vieler Menschen steuern. Oft werden solche Massnahme jedoch von der Bevölkerung negativ bewertet und als einschränkend empfunden. Die individuelle Akzeptanz solcher Instrumente hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Wissen über die Problemlage, also Problembewusstsein (warum braucht es die Massnahme?)
  • Verständlichkeit des Instruments (wie funktioniert’s?)
  • wahrgenommene Effizienz der Massnahme (wie stark trägt die Massnahme zum Umweltschutz bei?)
  • Fairness (wer profitiert?)
  • Partizipation (darf man mitreden/mitbestimmen?)
  • Einstellung gegenüber den Befürwortern der Massnahme (wer propagiert die Massnahme?)

Es ist wichtig, dass bei der Einführung von technischen und wirtschaftlichen Massnahmen mögliche Barrieren für die Akzeptanz identifiziert und durch geeignete Kommunikationsmassnahmen beseitigt werden.

Umweltpsychologie bringt nichts Neues. Personen verfügen über das notwendige Wissen und wenden es intuitiv in ihrer Arbeit an. Stimmt das?
Nein. Die Umweltpsychologie greift sicherlich das auf, was in der Praxis angewandt wird und sich bewährt hat. Ihr Ziel ist es aber, das praktische Vorgehen zu optimieren, besser zu fundieren und auf seine Wirksamkeit hin zu überprüfen. Sie bietet so Problemanalyse- und Lösungsmethoden und ein fundiertes Wissen über Einflussfaktoren und Massnahmen, mit denen ein systematisches und auf die vorliegenden Gegebenheiten angepasstes Vorgehen möglich wird. So kann vermieden werden, dass relevante Stolpersteine übersehen werden oder Massnahmen ausgewählt werden, die am falschen Ort ansetzen.

Die Menschen werden ihren Lebensstil nie wirklich ändern. Technische Lösungen sind notwendig!?

Unseren Lebensstil zu verändern geht sicherlich nicht von heute auf morgen. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen sind Verhaltens- und Lebensstiländerungen aber möglich. Bisher ist aber bei weitem viel mehr Energie und Kreativität in die Förderung eines wenig nachhaltigen Lebensstils geflossen. Diesen Lebensstil, den wir heute haben, haben wir erst seit kurzem, und viele Beispiele zeigen, dass auch ein Lebensstil, der Nachhaltigkeit fördert, ganz und gar nicht mit Verzicht und Unzufriedenheit gleichzusetzen ist. Viele umweltschonende Verhaltensweisen sind ja im Prinzip sogar Gewohnheiten, die keineswegs einschränkend sind und nur ein wenig Einübung und Achtsamkeit erfordern, auf Dauer dann aber viel bewirken können. In diesem Sinne ist die Bevölkerung zu vielem bereit, wie z.B. Abfalltrennung, Sparprogramme bei Waschmaschinen zu nutzen etc. Andere problematische Verhaltensweisen bzw. ihre Alternativen sind oft einfach nicht bewusst. Grundsätzlich zeigen Studien, dass viele Menschen bereit sind, ihr Verhalten anzupassen, wenn die Stolpersteine ausgeräumt werden. Damit bietet sich beim Verhalten der Menschen ein grosses Potential für den Umweltschutz und die Nachhaltigkeit, das nicht ungenutzt bleiben darf. Und schliesslich funktionieren viele technische Lösungen ohne den Menschen, der sie akzeptieren und nutzen muss, erst gar nicht.